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An den Einstieg in die MKG-Chirurgie erinnere ich mich noch sehr gut. Rückblickend betrachtet war es wohl eine Mischung aus Glück, Weitblick, dass in diesem Bereich eine große Chance liegen könnte, und Zufall.

Während einer Gesellschaftersitzung Ende der 1970er Jahre berichtete ein Produktmanager von einem Professor aus Straßburg, der gerade dabei war, die Kieferchirurgie bahnbrechend zu verändern. Er wolle für die Versorgung von Frakturen Platten und Schrauben einsetzen, wie dies bereits in anderen chirurgischen Disziplinen gelebt wurde. Dazu muss man wissen, dass es in der MKG-Chirurgie damals noch üblich war, Frakturen statt mit Platten und Schrauben, mit Draht zu verbinden und diesen dann in sich zu verdrehen. Durch diese Vorgehensweise konnten die Patienten teilweise wochenlang keine feste Nahrung zu sich nehmen und diese Verbindung war auch nicht wirklich stabil. Der Professor wolle diesen Zustand ändern und hatte bereits einen französischen Hersteller mit der Fertigung von Platten und Schrauben für seine Zwecke beauftragt. Allerdings wäre er mit der Qualität der Produkte nicht zufrieden. 

Wir waren uns in der Gesellschaftersitzung einig: Die Idee hört sich interessant an und wir sollten uns als Unternehmen in Straßburg vorstellen. Ich war damals Mitte 20 und der jüngste Gesellschafter der KLS Martin Group. Die anderen Gesellschafter dachten vermutlich, ich habe am wenigsten zu tun, und so fiel die Wahl auf mich. Ich sollte den Professor in Straßburg persönlich treffen und mit ihm über seine Idee sprechen. 

Zusammen mit dem Produktmanager reiste ich sodann nach Straßburg, um den Professor zu treffen: Prof. Maxime Champy. 

Prof. Champy erklärte uns seine Methode und zeigte uns die Implantate des anderen Unternehmens. Die Gedanken von Prof. Champy haben mich damals wirklich gepackt und begeistert. Ich sage immer, ich bin mehr Ingenieur als Kaufmann und diese technische Facette und Vorgehensweise haben mir wirklich imponiert. Mir wurde klar, das, was dieser Professor vorhat, ist wirklich genial. 

Inspiriert von der Reise bin ich sofort in unser Produktionsunternehmen Karl Leibinger Medizintechnik in Mühlheim an der Donau zurückgefahren und habe gemeinsam mit unserem Meister erste Entwürfe der Platten auf Papier gezeichnet. Daraus sind dann vorerst vier Platten entstanden: die 4-Loch-Platte kurz, 8-Loch-Platte lang, 4-Loch-Platte links- und rechtsgebogen. Das war alles. Übrigens ist Prof. Champy bis heute noch der Meinung, dass mit diesen vier Basisplatten alle Frakturen versorgt werden können, wobei sich das Feld über die Jahre natürlich extrem gewandelt hat. 

Nach der Produktion dieser Standardplatten haben wir auch begonnen, Knochenplatten, Knochenschrauben, Schraubendrehern, Werkzeugen, um die Platten zu biegen, und vieles mehr für Prof. Champy, der von unserer Qualität begeistert war, zu entwickeln. Von da an ist die Palette immer weitergewachsen. Anfangs war diese neue chirurgische Vorgehensweise sehr umstritten, aber sie wurde dann doch sehr schnell anerkannt. In den USA wurde sie als „rigid fixation“ bekannt. Die einzige Schwierigkeit, auf die wir anfangs in der weltweiten Distribution gestoßen sind, war das Material. Für die Zwecke von Prof. Champy, bei der das Implantat nach einer gewissen Zeit durch einen Zweiteingriff wieder entfernt wird, reichte rostfreier Stahl aus. Verbleibt das Implantat aber im Körper, ist Titan die bessere Variante. Genau diese Umstellung von rostfreiem Stahl auf Titan war dann der Durchbruch. Titan ist bis heute häufig der Werkstoff der Wahl in der Produktion unserer Standard- und patientenspezifischen Implantate, auch wenn sich die Auswahlmöglichkeiten verschiedener Materialien über die Zeit deutlich erweitert haben und wir auch ständig an neuen Werkstoffen forschen. Ich bin wirklich sehr glücklich darüber, dass wir damals diesen Weg gegangen sind und ich unseren Einstieg in die MKG-Chirurgie von Anfang bis heute gemeinsam mit meinem Sohn Christian begleiten und weitertreiben durfte.
 

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